Von Reinhard Zweigler
Als der Eiserne Kanzler Otto von Bismarck vor 125 Jahren das
Invaliditäts- und Altersversicherungsgesetz auf den Weg brachte, tat
er das nicht zuletzt, um die aufmüpfige Arbeiterbewegung und ihre
politische Speerspitze, die Sozialdemokratie, zu besänftigen
beziehungsweise im Zaum zu halten. Seither hat das beispielgebende
deutsche Rentensystem vor allem deshalb überlebt, weil es immer
wieder reformiert wurde. Unter Konrad Adenauer wurde die
Rentenversicherung zu einem Umlagesystem umgebaut, in das die
arbeitenden Generationen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber, ihre Beiträge
einzahlen, wovon die Ruhegelder der Rentnergeneration finanziert
werden. Dieses Grundprinzip gilt bis heute. Allerdings wurden
aufgrund zahlreicher Veränderungen in der Arbeitswelt und der
Bevölkerungsentwicklung wiederum Korrekturen vorgenommen. Etwa die
private Vorsorge in Form der Riester-Rente, die immer noch höchst
umstritten ist. Unter der Großen Koalition von 2005 bis 2009 wurden
weitreichende Weichenstellungen vorgenommen: Das Rentenniveau sinkt
und das -zugangsalter steigt schrittweise. Die damals richtige
Politik wurde allerdings nun leichtfertig über Bord geworfen. Die
erhöhte Mütterrente, für Mütter, deren Kinder vor 1992 geboren
wurden, sowie die abschlagsfreie Rente mit 63 bei 45
Versicherungsjahren fressen bald ein großes Loch in die derzeit noch
satt gefüllte Rentenkasse. Die berechtigte Kritik der Fachleute war
bei der gestrigen Jubiläumsfeier jedoch nur verhalten zu hören.
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