Unwürdiges Finale
   Als Debatte wurde das Aufeinandertreffen von Marine Le Pen und 
Emmanuel Macron angekündigt, es endete in einem ohrenbetäubenden 
Spektakel. Phasenweise war nichts mehr zu verstehen, weil beide 
gleichzeitig aufeinander einredeten. Den aggressiven Ton setzte 
Marine Le Pen von Beginn an. Die Vertreterin des Front National war 
rein auf Krawall gebürstet. Zu ihren eigenen inhaltlichen Vorschlägen
mochte sie auch auf Nachfrage der Moderatoren wenig sagen. Ihr ging 
es nur darum, ihren Gegner anzupöbeln. Die Fakten brachte sie dabei 
mehrmals durcheinander. Macron bemühte sich, sachlich zu bleiben, 
wirkte aber, weil er vieles richtigstellen wollte, mitunter wie ein 
Lehrer. Le Pen übernahm die Rolle der Rotzgöre, die ob ihres 
schulischen Versagens nur mit frechen Sprüchen antworten konnte. Was 
blieb ihr mangels Argumenten auch anderes übrig. Umfragen zufolge sah
die Mehrheit der Fernsehzuschauer Macron als Sieger. Kommentatoren 
fielen einhellig über Le Pens „nicht präsidentschaftswürdiges 
Auftreten“ her. Dazu ist anzumerken, dass andererseits ja trotzdem 
rund ein Drittel der Franzosen genau dieses Auftretten gut fanden. In
den sozialen Netzwerken stimmten viele nachträglich dem früheren 
Präsidenten Jacques Chirac zu. Er hatte sich 2002 geweigert, ein 
TV-Duell mit Jean-Marie Le Pen zu bestreiten. Sein Argument: „Mit der
extremen Rechten kann man nicht debattieren.“ Die Debatte 2017 gab 
ihm recht. Es war das unwürdige Finale eines brutalen Wahlkampfs.
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