Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Daniela Weingärtner zu Griechenland

Alexis Tsipras hat seinen Wählern soziale
Erleichterungen versprochen, die mit den Verpflichtungen aus dem
EU-Hilfspaket unvereinbar sind. Wenn die griechische Regierung die
Konsequenzen aus dieser unangenehmen Wahrheit nicht ziehen will,
müssen es die Gläubigerländer tun. So viel Ehrlichkeit sind sie ihren
eigenen Wählern schuldig – und allen Spaniern, Iren und Portugiesen,
die sich in den letzten Jahren unter großen Opfern den Verbleib in
der Eurozone erkämpft haben. Es ist verständlich, dass weder die
deutsche Kanzlerin noch der Präsident der EU-Kommission Schuld daran
sein wollen, dass Griechenland bankrott geht und aus der Eurozone
ausscheiden muss. Doch sie tragen nicht nur für das griechische Volk
soziale Verantwortung sondern auch für die übrigen 18 Mitglieder der
Eurozone. Die haben sich schon sehr weit von den Regeln entfernt, die
den Übergang zur Gemeinschaftswährung vor 15 Jahren überhaupt erst
mehrheitsfähig machten. Tsipras möchte nicht wortbrüchig gegenüber
seinen Wählern werden. Wenn stattdessen die anderen Regierungschefs
die Grundsätze des Stabilitätspakts über Bord werfen, ist das auch
nicht besser.

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