Die russischen Luftangriffe in Syrien sollten 
niemanden überraschen. Die Signale der vergangenen Tage deuteten 
bereits klar in diese Richtung, insbesondere die Waffenlieferungen an
das Assad-Regime. Mehr noch: Die gesamte russische Außenpolitik folgt
spätestens seit der Annexion der ukrainischen Krim vor anderthalb 
Jahren den Gesetzen der Militarisierung. Dabei geht es Kremlchef 
Wladimir Putin auch im aktuellen Fall nur in zweiter oder dritter 
Linie um den Krieg in Syrien und den IS-Terror. Wichtigstes Ziel des 
Kremls ist es, imperiale Stärke zu demonstrieren. In Wirklichkeit ist
diese Strategie ein beängstigendes Zeichen der Schwäche. Putin hat es
seit seinem Amtsantritt vor 15 Jahren versäumt, sein Riesenreich zu 
modernisieren und wirtschaftlich zu stärken. Nun droht der Koloss auf
seinen tönernen Füßen eher früher als später zusammenzubrechen. Das 
Wissen um diese Hintergründe macht die Sache für den Westen 
allerdings nicht leichter. Niemand in Berlin, Brüssel oder Washington
hat eine Idee, wie der mit Berechnung irrlichternde Putin wieder 
eingefangen werden könnte. Schlimmer noch: In diesen Tagen wird immer
klarer, dass es dem Westen seinerseits an eigener Stärke und vor 
allem an einer weltpolitischen Strategie fehlt. Syrien, Afghanistan 
(Kundus!), Irak, Ukraine, Griechenland, Flüchtlingskrise: In diese 
Wunden kann Putin Salz streuen.
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