Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Wolfgang Ziegler zu Lufthansa/Tarife

Kaum zu glauben: Die oftmals flügellahm
anmutende Lufthansa springt tatsächlich noch auf einen Zug auf, der
für sie schon abgefahren zu sein schien. Bevor sie zwischen
Billig-Fliegern wie Ryanair und preisgünstigen Luxus-Airlines wie den
Golf-Carriern Emirates und Etihad aufgerieben wird, führt sie mit dem
heutigen Dienstag ein neues Tarifkonzept ein – das allerdings so neu
gar nicht ist. Dabei handelt es sich nämlich in Wirklichkeit nur um
eine 1:1-Kopie des Ticketsystems von Easyjet, TUIfly & Co. Das heißt:
Flüge werden zu Preisen ab 89 Euro scheinbar verramscht, um durch
Gebühren für Zusatzleistungen wie Freigepäck, Sitzplatzreservierung
oder Umbuchungsmöglichkeit letztlich doch erträgliche Margen zu
erzielen. Weil der Kranich aber zu stolz ist, sich trotz dieser
Mogelpackung mit der Billig-Konkurrenz in einen Topf werfen zu lassen
– und wohl auch, weil er gegen deren Kostenstruktur auf Dauer ohnehin
kein Land sieht -, zieht er sich gleichzeitig zu großen Teilen aus
dem Europa-Geschäft zurück und überlässt dies hauptsächlich seiner
Billig-Tochter Eurowings. Ein gewagter Kurs, der zudem nur bedingt
nachvollziehbar ist: Der Umsatz der Lufthansa war im vergangenen Jahr
mit 30 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr nahezu konstant
geblieben – und das Konzernergebnis war positiv.

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