Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Bayern/Koalitionen/SPD/Freie Wähler von Christine Schröpf

Es ist das Liebeswerben um einen bereits
Eroberten: SPD-Spitzenkandidat Christian Ude umschmeichelt mit Hubert
Aiwanger einen Koalitionspartner, der sein Ja-Wort einzig aus
taktischen Gründen zurückhält. Längst hat er Ude signalisiert, das
ein Regierungswechsel ganz nach seinem Geschmack ist. Offen schwärmt
er von der Verlässlichkeit des OB. Die Chemie zwischen den
„Blutsverwandten“ stimmt. Wichtigstes Indiz dafür, dass sich die
beiden im Grunde einig sind: Udes verblüffende Gelassenheit, die sich
nicht damit erklären lässt, dass er durch Jahrzehnte im
Politikbetrieb gestählt ist. Denn von den Freien Wählern hängt alles
ab. Das Projekt „Wechsel in Bayern“ wäre nur ein Luftschloss, wenn
Aiwangers Tür der CSU weit offen stünde. Doch Ude muss sich
offenkundig nicht fürchten. Er spöttelt lieber: Aiwanger erfülle
einen Erziehungsauftrag. Er diszipliniere die CSU. CSU-Chef Horst
Seehofer durchschaut das Spiel. Mehrfach hat er versucht, Aiwanger
festzunageln. Sobald das Dreierbündnis offiziell ist, könnte die
Abteilung Attacke der CSU zuschlagen und Aiwanger unter Druck setzen.
Schließlich gibt es viele Freie Wähler, die ein Bündnis mit Rot-Grün
skeptisch sehen. Doch bisher hat Seehofer den Hebel nicht gefunden,
der Aiwangers kokette Alles-ist-möglich-Strategie torpediert.

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