Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Bradley Manning: Ein politischer Prozess – von Christian Kucznierz

Noch bevor der Prozess gegen Bradley Manning
überhaupt begonnen hat, steht fest, dass das Urteil immer umstritten
sein wird. Manning ist für die einen ein Held, weil er Missstände in
der US-Außenpolitik offengelegt hat; sie dürften nichts anderes
erwarten als den Freispruch. Für die anderen ist der junge Soldat ein
Verräter, der eine hohe Haftstrafe verdient hat. An dieser
Argumentation ist zumindest richtig, dass ein Militärangehöriger sehr
wohl weiß, was ihm blüht, wenn er geheime Informationen nach außen
weitergibt, weil er damit seine Kameraden und sein Land in Gefahr
bringt. Weil der Fall Manning und damit der Umgang mit den
Wikileaks-Enthüllungen eine politische Komponente besitzt, ist
Fingerspitzengefühl gefragt. Manning hat etwas Verbotenes getan; er
wird dafür zur Rechenschaft gezogen werden müssen, will die
US-Militärjustiz sich nicht der Lächerlichkeit preisgeben. Ein zu
hartes Urteil aber dürfte weniger potenzielle Nachahmer abschrecken,
als Bürgerrechtler auf den Plan rufen. Die Obama-Administration steht
vor einer großen Herausforderung.

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