Es sind zwei Meldungen dieser Tage, die so gut
zusammenpassen, dass man fast nicht an einen Zufall glauben mag.
Deutsche Schüler leiden auf der Jagd nach einem guten Abitur unter
zunehmendem Leistungsdruck, Fälle von Burnout sind keine Seltenheit
mehr. Und: Deutsche Handwerker leiden unter Nachwuchsmangel, 20 000
Lehrstellen konnten im vergangenen Jahr nicht besetzt werden. Auch
deswegen, weil immer mehr Schüler an die Hochschulen streben, statt
eine Lehre oder Ausbildung zu beginnen. Selbstverständlich ist es
positiv, wenn eine Gesellschaft Bildung sehr schätzt. Fraglos ist
auch, dass ein Hochtechnologiestandort wie Deutschland auf Akademiker
angewiesen ist. Da ist es gut, wenn das Bildungssystem darauf
ausgerichtet ist, grundsätzlich jedem den Weg an die Hochschule zu
ermöglichen. Auch die Ausdifferenzierung des Gymnasiums in G8 und G9
kann da sinnvoll sein. Was aber nicht heißen darf, dass jeder Abitur
machen und studieren muss. Zumal die vermeintliche Höherwertigkeit
des akademischen Abschlusses ja nur eine gefühlte ist: Verdienst,
Zufriedenheit und Karrierechancen sind bei so manchem Handwerker
deutlich höher als bei vielen Universitätsabsolventen: Es gibt ein
gutes Leben auch ganz ohne Abitur und Studium.
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