Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu EU/Autoindustrie/Subventionen von Bernhard Fleischmann

Es gibt Momente, in denen jemand auf einen
Schlag jede Menge Sympathien zerstört. Die europäische Autoindustrie
tut genau das in diesen Tagen. Sie fordert satte Subventionen,
gleichzeitig geradezu lächerliche „Erleichterungen“ bei dem Ziel, die
vorgegebene Reduzierung von Kohlendioxid zu erreichen. Und das
Unglaubliche daran: EU-Kommission und Regierungen spielen dabei auch
noch mit. Es darf nicht wahr sein, dass die Branche Milliarden
fordert, weil sie merkt, dass sie auf hohen Überkapazitäten sitzt.
Das Problem war spätestens 2008 erkannt, als die Finanzkrise auf alle
Märkte durchschlug. Die Staaten butterten 30 Milliarden Euro per
Abwrackprämie in die Industrie, schon seinerzeit verbunden mit der
Mahnung, das Problem von zu vielen und unausgelasteten Werken
anzugehen. Alles offenbar vergessen, auch von den edlen Spendern von
Steuergeldern in der Politik. Die wollen den Autobauern nun zum
zweiten Mal Subventionen für den gleichen Zweck hinterherwerfen –
eine Belohnung dafür, nichts getan zu haben. Genauso himmelschreiend
daneben ist der Plan, dass Kurse für spritsparendes Fahren
wundersamerweise – auf dem amtlich beglaubigten Testat – den
CO2-Ausstoß von Autos senken sollen. Warum nicht gleich auch noch für
Schlankheitskurse, weil ja dann weniger Gewicht im Auto säße, was
bekanntermaßen Treibstoff spart? Dabei ist dieser CO2-Wert schon
heute eine Lüge. Dank eines völlig realitätsfernen Testzyklus
erreicht im Alltag kein Fahrer die angegebenen Verbrauchswerte,
selbst bei stetigem orkanartigen Rückenwind. Es ist ein Trauerspiel,
mitansehen zu müssen, wie unverfroren eine Branche agiert – und wie
leicht Volksvertreter diesem Lobbying erliegen.

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