Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Konjunkturaussichten: Sparen ist der falsche Weg, von Christine Hochreiter

Die pure Prognose ist schon lange nicht mehr
wirklich interessant. Ob die deutsche Wirtschaft in diesem Jahr um
1,6 oder um 1,5 Prozent wächst, ist nicht so erheblich. Hauptsache
der Aufschwung bleibt intakt und der Konjunkturmotor fängt nicht zu
stottern an. Viel spannender sind da schon die Wertungen,
Einschätzungen und Kommentierungen, die die Wirtschaftsweisen jeweils
mit ihrem Konjunkturausblick verbinden. Fakt ist: Viel wird neben
weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Zukunft auch davon
abhängen, wie gut es gelingt, Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt zu
integrieren. Engpässe bei den Asylverfahren führen den Experten
zufolge momentan bei diesem Prozess zu erheblichen Verzögerungen.
Außerdem droht vielen anerkannten Asylbewerbern zunächst
Arbeitslosigkeit. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
hat gerade konstatiert, dass das größte Potenzial bei Helferberufen
besteht. Mit dieser Feststellung darf man sich allerdings nicht
zufriedengeben. Jeder Euro, der in (sinnvolle)
Qualifizierungsmaßnahmen fließt, ist gut ausgegeben beziehungsweise
angelegt – damit der Aufstieg im Jobmarkt bei entsprechender Eignung
schrittweise gelingen kann. Vor allem aber müssen die Neuankömmlinge
Deutsch lernen, denn fehlende Sprachkenntnisse sind die größte Hürde
auf dem Weg zu einem Job. Für die Politik besteht also kein Anlass,
sich entspannt zurückzulehnen.

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