Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Psychiatrie: Helfen statt Ausgrenzen von Andrea Rieder

Es ist eine harte Erkenntnis für Psychologen
und Psychiater: Psychisch kranke Menschen kämpfen auch nach
jahrelanger Aufklärungsarbeit noch gegen Ausgrenzung. Erst vor einem
Jahr hat die Bundespsychotherapeutenkammer Betroffene davor gewarnt,
seinen Arbeitgeber vorschnell über eine psychische Erkrankung zu
informieren. Zu groß sind die Vorbehalte. Laut der Deutschen
Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
würde außerdem die Hälfte der Bevölkerung einen Menschen, der an
Schizophrenie leidet, nicht den Freunden vorstellen wollen. Wenn
Prominente ihre psychischen Probleme öffentlich machen, ist die
Betroffenheit oft groß. Wenn unser Nachbar in der psychiatrischen
Klinik behandelt wird, gehen wir auf Distanz. Dabei sind psychische
Störungen keine Randerscheinung. Jeder vierte wird im Laufe seines
Lebens psychisch krank. Diese Erkenntnis mag erschreckend sein. Doch
es gibt auch eine gute Nachricht: Viele seelische Leiden können gut
behandelt werden – sofern sich der Betroffene traut, sich Hilfe zu
suchen. Und wenn er dann nicht den Mut verliert, weil er monatelang
auf einen Platz in einer Einrichtung warten muss.

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