Ob Tim Cook ein exzellenter Manager ist und bei
Apple Großes vollbringt, darüber streitet die Wirtschaftswelt. Auf
jeden Fall aber fügt sich der 54-Jährige in die Apple-Philosophie
ideal ein. Er verkörpert all das, wofür dieses Unternehmen steht.
Selbstredend denkt er technisch-fortschrittlich. Weitaus
ungewöhnlicher in den USA ist es, dass er einschneidende Maßnahmen
gegen den Klimawandel fordert. Für ein solches Statement als Manager
braucht man dort schon ein sicheres Standing. Das Bekenntnis zu
seiner Homosexualität ist im Vergleich dazu absolut nicht
aufsehenerregend. Nun gilt auch der Konsument von Apple-Produkten als
technoid, etwas avantgardistisch, ein bisschen öko-liberal, durchaus
mit sozialem Gewissen ausgestattet. Cook ist für diese Zielgruppe der
ideale Imageträger. Dazu passt allzu gut seine Absichtsbekundung,
dass er sein Vermögen komplett spenden will – wann auch immer. Auch
Facebook-Gründer Mark Zuckerberg, Bill Gates und Googles Larry Page
versprechen Großzügigkeit mit ihrem unfassbar großen Vermögen. Doch
bevor wir vor so viel Gutmenschentum in Ehrfurcht auf die Knie sinken
– sie alle eint auch eine weniger erfreuliche Eigenheit. Es ist diese
egozentrische Sicht dessen, was gut ist. Auf der einen Seite tun sie
alles, dass ihre im Geld schwimmenden Konzerne so gut wie keine
Steuern – für die Allgemeinheit (!) – zahlen. Im Gegenzug wollen sie,
und nur sie, bestimmen, wer in den Genuss ihrer Wohltaten kommt. Das
ist eine elitäre Geisteshaltung, die in ihrem Grundmuster an die
Einbildung kolonialer Überlegenheit erinnert. Sie glauben, der
Menschheit eine tolle Zukunft zu bescheren, sofern die sich ihre Welt
von den Produkten ihrer Unternehmen prägen ließe. Sie sind auf
Missionen unterwegs, die Religionen gleichen. So etwas ist noch immer
schiefgegangen, zumindest für die zwangsbeglückten Menschen. Deshalb
täte den neuen IT-Magnaten mehr Demut vor dem Rest der Welt gut. Sie
sollen spenden, aber nicht nur nach eigenem Gutdünken. Denn sonst
beschenken sie sich vor allem selbst – mit einem erhabenen Gefühl der
eigenen Gutheit. Das wiederum ist egoistisch, nichts anderes.
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