Überfälle auf Touristen-Hotels in Tunesien,
Bombenanschläge auf Ferienflieger in Ägypten, Selbstmordattentate vor
Sehenswürdigkeiten in der Türkei. Keine Frage: In den letzten Wochen
und Monaten ist die Welt wieder ein Stück gefährlicher geworden – und
die touristische Landkarte gleichzeitig ein Stück kleiner. Speziell
die Länder Nordafrikas spielen bei den Urlaubsplänen europäischer
Touristen keine Rolle mehr. Nicht einmal bei Studien- und
Erlebnisreisenden sind Städte wie Karthago oder Luxor noch gefragt.
Und die Türkei tut alles, um möglichst schnell ebenfalls zur Riege
der No-Go-Countries zu zählen. Denn abgesehen von dem verheerenden
Anschlag zwischen Hagia Sophia und Blauer Moschee im Januar dieses
Jahres mit zehn toten deutschen Touristen unter den Opfern sägt die
türkische Marionetten-Regierung von Präsident Erdogans Gnaden mit
ihrem Demokratieverständnis und ihrer Politik der (vermeintlichen)
Stärke offenbar völlig unbeschwert an dem Ast, auf dem ihr
Staatshaushalt ruht. Noch 2014 war das Land am Bosporus eines der
gefragtesten Reiseziele am Mittelmeer. Mehr als 40 Millionen Besucher
wurden damals gezählt, von denen Russland mit einem Anteil von zehn
Prozent die größte Gruppe – vor Deutschland mit drei Millionen –
stellte. Doch mit den nördlichen Nachbarn können die Hoteliers
zwischen Istanbul und Antalya nicht mehr rechnen. Seit Wladimir Putin
wegen des Abschusses eines russischen Kampfjets Sanktionen gegen das
Erdogan-Regime verhängt hat, wurden nach Angaben aus Moskau innerhalb
kürzester Zeit weit mehr als 6000 Reisen in die Türkei storniert. Und
ein Ende ist nicht abzusehen. Weil auch die Stammkundschaft aus
Deutschland nicht zuletzt wegen des islamischen Terrors hochgradig
verunsichert ist, rühren deutsche Touristiker wie René Herzog von DER
Touristik in Köln schon die Werbetrommel und machen darauf
aufmerksam, dass heuer „freie Kapaziäten und viele Specials die
Angebote für den Türkei-Urlaub dominieren“ werden. Durch das
Ausbleiben russischer Touristen stehe deutschen Urlaubern eine
riesige Auswahl an erstklassigen Hotels zur Verfügung. Und mehr noch:
Das Preis-/Leistungsverhältnis an den türkischen Küsten werde im
Sommer 2016 unschlagbar sein, heißt es. Eine logische Konsequenz:
Nichts ist teurer als ein leeres Hotelzimmer, weswegen die türkischen
Hoteliers eher früher als später dazu übergehen müssen, ihre
Leerstände zu verramschen. Dennoch wird die breite Masse zumindest in
den kommenden Sommerferien wohl dem bewährten Strickmuster nach
Krisen in Urlaubsländern folgen und sich bei Tapas statt Kebabs
niederlassen. Speziell Spanien mit den balearischen und kanarischen
Inseln zählt traditionell zu den Profiteuren, wenn es in
Ferien-Destinationen auf der Nah- und Mittelstrecke brennt. Das ist
heuer wieder so – Vertrautes ist gefragt, wie jüngst eine Umfrage des
Skopos Instituts ergab. Deshalb werden neben dem Klassiker von der
iberischen Halbinsel auch Italien, Österreich und Deutschland selbst
als bevorzugte Reiseziele genannt. Und obwohl bislang nur jeder
fünfte Bundesbürger bereits eine Reise gebucht hat, scheint es in
diesem Jahr in den beliebten Destinationen früher voll zu werden als
üblich. Gerade wer nach Mallorca, an die Seen Italiens oder die Nord-
und Ostseeküste möchte, sollte sich schnell entscheiden, heißt es.
Denn 70 Prozent der von Skopos befragten Deutschen fühlen sich
„überdurchschnittlich urlaubsreif“. Schöne Aussichten – zumindest für
die Reisebranche, die wie immer nach Katastrophenmeldungen getrost
darauf bauen kann, dass die Karawane weiterzieht.
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