Es steckt viel Verlogenheit im Asyl-Streit
zwischen Deutschland und Italien. Verlogen ist die Haltung
italienischer Politiker, die keine Verantwortung übernehmen – obwohl
in mancher Aufnahmeeinrichtung schlimmere hygienische Zustände als in
Hühner-Legebatterien herrschen. Und obwohl italienische Behörden die
persönlichen Daten der Flüchtlinge teils unfassbar schlampig
erfassen. Nach ihrer Ankunft leben diese oft identitäts- und rechtlos
auf der Straße oder in Dritte-Welt-Häusern wie dem Riesen-Ghetto
„Palazzo Salaam“ in Rom. Dass diese Menschen weiter nach Norden
wollen, kann ihnen niemand verübeln, der ihr Leid einmal gesehen hat.
Verlogen ist auch die deutsche Position: An der Dublin-III-Verordnung
festzuhalten, die den überforderten südeuropäischen Mittelmeerländern
die Hauptverantwortung für Asylverfahren überträgt, ist zynisch – und
des vermeintlichen Musterschülers der Europäischen Union unwürdig.
Die EU muss weg von einer Politik, die die Verantwortung für leidende
Menschen von Staat zu Staat verschiebt. Weg von einer Politik, die
Asyl-Missstände nur anprangert. Europa muss Länder bestrafen, die
Flüchtlinge nicht menschenwürdig behandeln. Bei Ländern, die zu hohe
Schulden aufnehmen, geht das ja auch.
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