Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Frauenquote

Frau von der Leyen will sie, die CSU nicht. Die
SPD will ein bisschen, die FDP auch, aber später – und die Grünen
freuen sich, denn sie haben schon eine. So zerfahren das politische
Bild zur Frauenquote ist, so müßig ist die Debatte darüber. Immer
weniger Frauen haben auf eine Arbeit Bock, in der sie sich wie ein
solcher aufführen müssen, um nicht den Kürzeren zu ziehen. Ständig
cool und souverän, Mitbewerber am Markt und im Meeting wegbeißen,
allzeit bereit und erreichbar – kurz: auf dem Highway to Burnout –
diesem traditionellen Managerbild streben mittlerweile sogar immer
weniger Männer hinterher. Allmählich begreift auch das stärkere
Geschlecht, dass da noch mehr sein muss als die Jagd nach Macht und
Geld. Wer Frauen in Chefetagen bringen will, braucht dafür kein
Gesetz, sondern muss diese frauen- sprich familienfreundlicher
machen, also für eine neue Arbeitskultur sorgen. Weil in Deutschland
aber immer erst etwas passieren muss, bevor etwas passiert, wird auch
hier die Einsicht nicht durch Vernunft, sondern durch schlichte Not
kommen: Stellen sich Organisationen und Unternehmen mit einer guten
Work-Life-Balance als die besseren heraus, wird die
testosteronlastige Konkurrenz zwangsläufig weniger. In der Politik
hat der gesellschaftliche Wandel bereits einen Anfang gemacht: Die
Piratenpartei ist „post-gender“, steht also über der Debatte. Ob sie
das Zeug zur Regierungspartei hat, oder dem Schicksal ihrer
(männlichen) Namensvorbilder folgt, ist allerdings noch offen.

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