Wer es sich leisten kann, kauft von
Internetanbietern künftig eine Garantie für die Qualität und
Geschwindigkeit seiner Datenübertragung. Mal abgesehen davon, dass
der Tarifwald bei DSL-Verträgen dadurch nicht lichter werden wird,
hätte die Aufhebung der Netzneutralität vor allem eines zur Folge:
Die weitere Normierung des World Wide Web. Denn wer sind denn die
potenziellen Kandidaten für den Erwerb eines Superinternets?
Unternehmen wie Disney, Netflix oder Google, aber auch Amazon könnten
es sich leisten und wären mehr oder weniger dazu gezwungen, ihre
Datenpakete quasi zu versichern. Ergebnis wäre die Beschleunigung
einer Entwicklung, die die immer gleichen Inhalte über
unterschiedliche Kanäle auf die Bildschirme und Displays der Nutzer
spült. Die Vielfältigkeit und Unabhängigkeit, die das Netz
verspricht, wird immer unzugänglicher jenseits der
Benutzeroberflächen der großen Internetkonzerne verdrängt. Wir können
uns also freuen: Noch mehr Disney-Filme in noch besserer
3D-HD-Schlagmichtot-Qualität in Online-Videotheken, in denen der
ganze weichgespülte Einheitsmist wartet, den es überall sonst auch
gibt. Wer nach Innovationen, nach Low-Budget-Filmen oder kritischen
Inhalten jenseits des Mainstreams sucht, den erwarten ruckelige und
abgehackte Bilder. Die Datenpakete müssen natürlich finanziert
werden. Ich schlage vor, vielleicht alle 20 Minuten kurze
Werbefilmchen zu zeigen.
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