„Dass sich Brasiliens Regierung überhaupt mit
dem Ausgang eines Fußballspiels beschäftigt, hat gute Gründe. Im
August beginnt der Wahlkampf, im Oktober stehen Neuwahlen an. Noch
führt Rousseff in den Umfragen, aber es gibt erste Ausschläge nach
unten. Und vor einem Jahr, bei der WM-Generalprobe namens
Confederations Cup, gab es schon wütende und gewalttätige Proteste
auf den Straßen. Da wurde zum ersten Mal richtig deutlich, dass sich
viele Brasilianer nicht mehr durch die Begeisterung für den Fußball
von den alltäglichen Problemen ablenken lassen. (…) Und dennoch
blieb die Hoffnung, mit dem sechsten Gewinn des Weltpokals den
Glauben an eine gute Zukunft zu stärken. Noch vor ein paar Jahren war
dies den Brasilianern von Wirtschaftsexperten vorausgesagt worden.
Die Wachstumsraten lagen über fünf Prozent, man gehörte mit Russland,
Indien, China und Südafrika zu den BRICS-Staaten, jenen Ländern,
denen man den erfolgreichen Angriff auf die Wirtschaftsgiganten USA
und Co. zutraute. Doch die dafür notwendigen politischen Schritte
blieben und bleiben aus.(…) Allzu oft reagieren die Menschen in
Brasilien Herausforderungen gegenüber passiv, ohne Aufbäumen. Wenn
nun auch die hochverehrten Fußballer trotz Heimvorteil dies sozusagen
eindrucksvoll bestätigen, heißt das nichts Gutes für Südamerikas
größtes Land. Das ist mehr als nur schade.“
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