Mittelbayerische Zeitung: Nicht nachgeben

Schuldenkrise, Flüchtlingsproblem,
Schengenstreit: Die letzten Wochen waren nicht einfach für die EU.
Selten hat sie sich so zerstritten gezeigt. Das könnte sich ändern.
Denn mit der Berufung eines Kandidaten für die Nachfolge von „DSK“
hat die EU wieder ein gemeinsames Ziel vor Augen. Und dafür lohnt es
sich zu kämpfen. Die Europäer müssen sich nun schnell einigen. Jetzt
den Ansprüchen der Schwellenländer nach zu geben, wäre ein großer
Fehler. Der unglaubliche Sex-Skandal um Strauss-Kahn kommt für die EU
zur absoluten Unzeit. Die Euro-Zone wird von ihrer schlimmsten
Schuldenkrise seit ihrer Existenz bedroht, während Länder wie China,
Indien und Brasilien ihren wirtschaftlichen Aufstieg unaufhörlich
vorantreiben. Erst 2010 mussten sich die Europäer geschlagen geben
und zugunsten der Schwellenländer Teile ihrer Stimmrechte im IWF
abgeben. Ende 2012 wird diese Reform umgesetzt sein. Noch ist es
nicht so weit: Nach wie vor ist Deutschland nach den USA und Japan
drittgrößter Anteilseigner des Fonds. So lange sollten sich auch die
Schwellenländer gedulden. Denn ob ein Chinese, dessen Währung nicht
einmal frei handelbar ist, als Chef der mächtigsten Finanzinstitution
glaubwürdig wäre, darf bezweifelt werden. Auch, wenn die alte
Abmachung, nach welcher der IWF-Chef aus Europa und der
Weltbankpräsident aus den USA, kommt, überholt ist: Diese Amtszeit
müssen die Europäer zu Ende bringen. Dies wäre auch im Sinne der
Pleitestaaten. Der Euroraum ist auf den IWF angewiesen.

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