Mittelbayerische Zeitung:Öl ins Feuer

Europa hat einen neuen Buhmann: den
griechischen Oppositionsführer Antonis Samaras. So wie sich die
Hellenen derzeit an der EU und insbesondere den Deutschen abarbeiten,
ärgern sich die Europäer über den renitenten Samaras. Der Grieche
weigert sich mitsamt seiner Partei, dem von EU und Internationalem
Währungsfonds vorgegebenen Sparkurs zuzustimmen. Lieber gießt er
zusätzlich Öl ins Feuer und fordert beharrlich Steuersenkungen. Dass
dadurch die gesamte Eurozone an den Abgrund rutscht, ist Samaras
egal. Die EU braucht schleunigst einen Plan B. Die Schuldenkrise hat
die europäischen Politiker schon viele Nerven gekostet. Doch die
jetzige Situation dürfte alles bisher Dagewesene noch überbieten. Vom
Einfluss eines einzigen Mannes hängt ab, ob Griechenland die Pleite
und der Eurozone große Schwierigkeiten drohen. Hat die EU am Ende zu
hoch gepokert? Fest steht jedenfalls: Die Lage ist so ernst, dass
Europa bei einem Nein zum Sparpaket in Handlungszwang kommt. Dann
tritt wieder ein, was die gesamte Bekämpfung der Schuldenkrise
auszeichnet: Man wurstelt sich durch. Denn einen Plan scheint die EU
für den schlimmsten Fall nicht zu haben. Seit Beginn der Krise
hangeln sich die Staaten von einer Maßnahme zur nächsten. Von
Führungsstärke ist keine Spur. Zudem ist es weder der EU noch den
Mitgliedsstaaten bis jetzt gelungen, Sinn und Nutzen der teuren
Hilfspakete den Bürgern zu erklären. Dass Solidarität mit den
Pleitekandidaten der ganzen Eurozone hilft, ist in vielen Ländern
noch nicht angekommen.

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