Mittelbayerische Zeitung: Solarkraft – lieb und teuer

Für Hausbesitzer ist die Solarförderung eine
feine Sache. Wer sich eine Photovoltaikanlage aufs Dach setzt, wird
zu einem kleinen Energieunternehmer. Er kann – und das ist gut so –
den Strom-Riesen Ätsch sagen. Ganz ohne Risiko: Denn die Investition
amortisiert sich, weil die Netzbetreiber den Öko-Strom attraktiv
vergüten. Die Kosten dafür werden auf die Stromverbraucher umgelegt.
Der Solarboom wird also – wie bis jetzt Atomkraft oder Kohle auch –
von der Allgemeinheit finanziert. Für die deutsche Solarindustrie war
das ein Konjunkturprogramm und in den Gründerjahren eine berechtigte
Anschubfinanzierung. Immerhin wird der Technik in sonnenreichen
Gegenden der Erde eine große Zukunft vorausgesagt. Ohne die
Fördergelder gäbe es keine Photovoltaik „Made in Germany“. Doch der
Wermutstropfen ist, dass mit steigender Leistung auf den Dächern auch
die Strompreise hochgehen. Die Verbraucherzentralen erwarten zehn
Prozent Erhöhung pro Jahr, falls der Solarboom weitergeht. Jeder kann
sich ausmalen, wie seine Stromrechnung bald aussieht. Deshalb handelt
Minister Röttgen inkonsequent, wenn er die Förderung nun doch nicht
kürzt. Denn mit der Massenfertigung der Solaranlagen sind die Preise
für die Module gefallen. Die Industrie muss das an die Kunden
weitergeben. Dass die Solarlobby Röttgen weichgekocht hat, lässt auch
die Hersteller nicht im besten Licht dastehen. Sicherlich – die
Förderung muss mit Augenmaß zurückgefahren werden, sonst bricht den
Firmen der Inlandsabsatz weg. Doch ein Geschäftsmodell, das
langfristig nur von Subventionen lebt und nicht exportfähig ist, wird
von der Konkurrenz aus Asien weggefegt.

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