Mittelbayerische Zeitung: Umsichtig und stur

Von Reinhold Willfurth

Es muss nicht immer ein Auswuchs des Raubtierkapitalismus sein,
wenn der Große den Kleinen schluckt. Im Fall von Witt Weiden war es
sogar ein Glücksfall, dass sich der Otto-Konzern das Weidener
Traditionsversandhaus 1986 einverleibte. Seitdem geht es nur noch
aufwärts mit Witt, und das in einer Branche, in der einst berühmte
Namen wie Quelle oder Neckermann nur noch Geschichte sind. Heute ist
Witt Weiden nicht nur der führende Textilversender für die ältere
Generation, sondern auch ein begehrter Arbeitgeber und fairer Partner
der Gewerkschaften, der demonstriert, das soziale Einstellung und
wirtschaftlicher Erfolg nicht nur kein Widerspruch sind, sondern sich
sogar gegenseitig bedingen können. Die Wiederauferstehung von Witt
hat vor allem zwei, eigentlich völlig gegensätzliche Gründe: Das ist
zum Einen das umsichtige Management des Hamburger Otto-Konzerns, das
neue Geschäftsfelder entdeckte, ohne die Stammkundschaft zu
verprellen, also die alten Stärken mit neuen Ideen kombinierte. Und
da ist das alte Management des patriarchalischen Familienbetriebs
Witt, das in den 60er- und 70er Jahren die Zeichen der Zeit verpasste
und stur auf seinem konservativen Stil beharrte. Nur die Älteren
blieben Witt treu – und verschafften dem Versender ein
Alleinstellungsmerkmal, das bis heute sein Markenzeichen geblieben
ist.

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