Von Ulrich Krökel
Es ist schon sonderbar, dass die Bundesregierung offen über die
Verhandlungen mit der Ukraine im Fall Timoschenko Auskunft gibt.
Üblicherweise werden derlei Dinge über diplomatische Geheimkanäle
abgewickelt, wenn sie erfolgreich sein sollen. Womöglich sah sich
Berlin zu dem Eingeständnis gezwungen, weil die ukrainische Justiz
das Thema an die große Glocke hängt. Auch deshalb spricht alles
dafür, dass es sich bei den Timoschenko-Spekulationen um eine
Propaganda-Show des Janukowitsch-Regimes handelt. Ziel dürfte es
sein, die EU-Staaten milder zu stimmen – insbesondere mit Blick auf
die Fußball-EM. Die ukrainische Seite verweist nicht von ungefähr
darauf, dass vor einer Ausreise die Gesetzeslage geändert werden
müsste. Das braucht Zeit. Bis das Thema im Parlament auf der
Tagesordnung steht, ist die EM vorbei. Vorerst aber wäre die
westliche Öffentlichkeit ruhiggestellt. In Wirklichkeit kann es sich
Janukowitsch schlicht nicht erlauben, seine Widersacherin ziehen zu
lassen. Sofort wäre Timoschenko wieder politisch präsent, und sei es
von ihrem Berliner Krankenbett aus. Die Bundesregierung ist schlecht
beraten, dieses Spiel vor aller Augen mitzuspielen.
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