Mittelbayerische Zeitung: Wichtiger Brückenkopf

Von Jochen Wittmann

Jorge Luis Borges, der argentinische Schriftsteller, verglich
einmal den Falkland-Krieg mit dem Streit zweier Kahlköpfe um einen
Kamm. Alexander Haig, der damalige amerikanische Außenminister unter
Ronald Reagan, konnte nicht begreifen, warum irgendjemand wegen eines
„vergessenen Pickels am Hintern der Weltgeschichte“ zu den Waffen
greifen wollte. Der letzte Kolonialkrieg, den sich Großbritannien vor
30 Jahren leistete, kostete über 900 Menschen das Leben. War er es
wert? Die Briten sind immer noch fest überzeugt davon. Man habe das
Selbstbestimmungsrecht der Falkländer gegen die brutale Aggression
einer argentinischen Militärjunta verteidigt, lautet das Argument,
das in diesen Tagen wieder und wieder zu hören ist. Die „Times“ will
sogar Vorteile für Südamerika entdecken: Indem der britische Sieg den
Sturz des Regimes von General Galtieri herbeiführte, hätte man
Argentinien, und in der Folge anderen lateinamerikanischen Ländern,
die Demokratie gebracht. Sicher ist, dass sich die Briten die
Erhaltung des Kolonialpostens einiges kosten lassen. Jährlich gibt
man pro Kopf der dortigen Bevölkerung rund 20 000 Pfund für die
Verteidigung des Archipels aus. Und auch diplomatisch muss man
draufzahlen. Die argentinische Regierung unter Christina Fernandez de
Kirchner hat unter südamerikanischen Kollegen eine breite Front gegen
das „kolonialistische“ Großbritannien geschmiedet. Argentinien drängt
darauf, dass die Briten eine UN-Resolution befolgen und Gespräche
über den Status der „Malvinas“ beginnen. Es ist nicht zu erwarten,
dass London einlenkt. Zu oft hat man betont, dass das
Selbstbestimmungsrecht der Falkländer unantastbar sei. Zum anderen
wurde Öl vor der falkländischen Küste entdeckt. Und schließlich soll
das Archipel den Briten als strategisch unverzichtbarer Brückenkopf
dienen, wenn die Jagd nach Rohstoffen in der Antarktis einsetzen
wird. Keine guten Karten für Kirchner: Die Falkland-Inseln werden
wohl auch über die nächsten dreißig Jahre britisch bleiben.

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