Mittelbayerische Zeitung: Zur außerordentlichen Hauptversammlung der Pfleiderer AG: Vergebliche Wut

Es entbehrte nicht einer gewissen Groteske:
Wutentbrannte Kleinaktionäre schimpften am Rednerpult wie die
Rohrspatzen, während die Adressaten in Maßanzügen ein paar Meter
entfernt dreinblickten, als ginge sie das Ganze gar nichts an. Die
Botschaft war klar: Es ist alles geregelt, wir haben die Lage im
Griff. Die Kleinen dürfen nochmal Dampf ablassen, dann aber sollten
sie doch bitte zur Seite treten und den großen Jungs Platz machen,
die den Neustart managen. Kein Wort der Entschuldigung, stattdessen
erklärt der Versammlungsleiter vor den gebeutelten Anlegern
ungerührt, einen Stundensatz von 550 Euro zu haben. An einer der
feinsten Adressen Münchens wurde gestern dem Vermögen vieler
Kleinsparer endgültig der Garaus gemacht, ein Drittel der Belegschaft
als nicht mehr erwünscht klassifiziert, von den Traditionen einer
110-jährigen Unternehmensgeschichte ganz zu schweigen. Es ist ein
weiterer Beleg, dass im Fall einer Krise Versprechungen und
Verpflichtungen schnell Geschichte sind. Die Wut-Aktionäre hatten
ihren Auftritt. Die Autorität hatten die, die nichts sagten. Und nur
die zählt am Ende.

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