Mitteldeutsche Zeitung: 20 Jahre Bonn-Berlin-Beschluss Ex-Arbeitsminister Norbert Blüm ist gegen den kompletten Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin

Der ehemalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm
(CDU) lehnt einen Komplett-Umzug der Bundesregierung von Bonn nach
Berlin ab. „Darauf reagiere ich empfindlich“, sagte er der in Halle
erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Montag-Ausgabe) mit Blick
auf entsprechende Versuche. „Denn die Mehrheit ist zustande gekommen,
und zwar knapp, weil Bonn Bundesstadt bleiben sollte. Und so haben
wir nicht gewettet, dass man erst mal mit dem Argument, Bonn wird
Bundesstadt, Stimmen für Berlin sammelt und dann ,April, April– sagt.
Da halte ich es mit dem alten Satz ,Pacta sunt servanda– – Verträge
sind einzuhalten. In Zeiten der Informatik räumliche Distanzen für
Hindernisse zu halten, das halte ich für provinziell.“ Blüm fügte
hinzu: „Beschluss ist Beschluss. Und ich erwarte, dass die Gewinner
auch den Teil des Beschlusses akzeptieren, der ihnen nicht schmeckt.
Sonst können wir in Zukunft keine Beschlüsse mehr machen. Etwas
anderes hat Bonn auch nicht verdient. Denn mit Bonn verbindet sich
die bis dahin glücklichste Zeit unserer demokratischen Tradition. Die
,Bonner Republik– war die friedlichste Zeit der letzten 100 Jahre.
Ich hoffe, dass sie auch in Berlin nie zu Ende geht. Bonn steht nicht
für Nationalismus, sondern für Deutschland in Europa. Ohne
Deutschland in Europa hätten wir Berlin nicht als Hauptstadt
bekommen. Dann wäre Deutschland heute noch gespalten.“ Blüm war in
der entscheidenden Bundestags-Debatte der erste Redner und sprach
sich seinerzeit für einen Verbleib der Regierung in Bonn aus.

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