Der ehemalige Generalinspekteur der Bundeswehr,
Harald Kujat, hält den Afghanistan-Einsatz für gescheitert. „Der
Einsatz hat den politischen Zweck, Solidarität mit den Vereinigten
Staaten zu üben, erfüllt“, sagte er der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) anlässlich des zehnten
Jahrestages des Kriegsbeginns. „Wenn man aber das Ziel zum Maßstab
nimmt, ein Land und eine Region zu stabilisieren, dann ist dieser
Einsatz gescheitert.“ Kujat fügte hinzu: „Wir haben zu lange
gebraucht, um zu akzeptieren, dass es sich hier um einen Einsatz
handelt, bei dem der Gegner militärisch kämpft und wir militärisch
kämpfen müssen. Die Argumentation, es gehe um einen
Stabilisierungseinsatz, ist zu lange durchgehalten worden – auch mit
Blick auf die innenpolitischen Befindlichkeiten. Das Ergebnis war,
dass die Soldaten nicht das bekommen haben, was sie brauchten, um dem
Gegner Paroli zu bieten.“ Der Ex-Generalinspekteur zeigte sich
sicher: „Wenn wir 2014 aus Afghanistan rausgegangen sind, dann werden
die Taliban die Macht in wenigen Monaten wieder übernehmen.“ Kujat
war an der Planung des deutschen Afghanistan-Einsatzes federführend
beteiligt. Auch der damalige Bundestagspräsident und heutige
Bundestagsvizepräsident Wolfgang Thierse (SPD) äußerte sich kritisch:
„Es gab damals starke Argumente für das Engagement in Afghanistan“,
erklärte er der „Mitteldeutschen Zeitung“. „Aber die Erwartungen und
Hoffnungen haben sich so nicht erfüllt. Es war mehr Misserfolg als
Erfolg.“
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