Der Vorsitzende der Union der Opferverbände
Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), Rainer Wagner, hat die
Zurückhaltung von Unternehmen bei der Aufarbeitung von Zwangsarbeit
durch politische Häftlinge in der DDR kritisiert. Anlass ist ein
aktueller Bericht von „Report Mainz“, wonach in diese Zwangsarbeit
auch Kinder und Jugendliche einbezogen waren. „Bisher ducken sie sich
alle weg – außer Ikea“, sagte Wagner der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Donnerstag-Ausgabe). „Auch die staatlichen
Stellen sind immer noch auf Abstand. Wir fangen jetzt erst an, massiv
auf die Leute zuzugehen.“ Er sieht jedoch nicht nur die Unternehmen
in der Pflicht, sondern auch den Staat. „Das Bundesfinanzministerium
muss für die durch die Treuhand abgewickelten Betriebe gerade
stehen“, erklärte der UOKG-Chef. „Denn wir wollen bewusst nicht nur
an die West-Betriebe heran, sondern auch an die Ost-Betriebe.“ Die
Sprecherin der Stasi-Unterlagenbehörde, Dagmar Hovestädt, erklärte
dem Blatt, bisher hätten nur insgesamt sechs Unternehmen Anträge auf
Akteneinsicht bei der Behörde gestellt und damit Interesse an dem
Thema und ihrer eigenen Verstrickung bekundet. Zuvor war durch
Recherchen des Historikers Christian Sachse im Auftrag der UOKG
bekannt geworden, dass Zwangsarbeit auch in den Jugendwerkhöfen der
DDR zum Alltag gehörte. Sachse zufolge fand in etwa 600 Ost-Betrieben
Zwangsarbeit statt. Zudem hätten ungefähr 6000 West-Firmen mit der
DDR Handel getrieben. Von rund 20 sei bisher bekannt, dass sie von
Zwangsarbeit profitierten hätten.
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