Der neue Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des
Bundestages, Norbert Röttgen (CDU), hält den Ersten Weltkrieg für
unverändert aktuell. „Wenn wir die Ereignisse, die zum Ersten
Weltkrieg führten, aus dem äußeren historischen Kontext lösen, dann
fällt die Aktualität auf, die mit der Fragilität der internationalen
Ordnung, der empfundenen Überwindung des Nationalismus durch
europäischen Geist und durch machtpolitische Konflikte, in denen
Staaten vor allem ihr Gesicht wahren wollen, verbunden ist“, sagte er
der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“
(Freitag-Ausgabe) mit Blick auf aktuelle Debatten über die richtige
Form des Gedenkens in Deutschland. „Der Erste Weltkrieg ist ein
historisches Beispiel dafür, wie aus der Instabilität der
internationalen Ordnung einerseits und einem machtpolitischen
Cocktail aus Ehrgeiz, Konkurrenz und Angst andererseits ein Krieg
entsteht, den eigentlich niemand wollte, schon gar nicht wollen
konnte.“ Der stellvertretende Vorsitzende der SPD-Bundestagsfraktion,
Rolf Mützenich, erklärte dem Blatt: „Wir sollten uns bewusst machen,
dass die europäische Idee auch im Zuge der Euro-Krise durch
Re-Nationalisierung und Chauvinismus immer wieder anfällig ist. Das
Unverständnis über die Situation des jeweils anderen hat mit dazu
beigetragen, dass Länder in diesen Krieg geschlittert sind.“
Regierungssprecher Steffen Seibert hatte am Mittwoch erklärt, die
Bundesregierung werde daran mitwirken, die Erinnerung an 100 Jahre
Beginn des Ersten Weltkriegs, 75 Jahre Beginn des Zweiten Weltkriegs
und 25 Jahre Fall der Mauer „würdig“ zu begehen. Allerdings hatte er
betont, dass es keine „staatliche Geschichtspolitik“ gebe.
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