Sachsen-Anhalts Justizministerin Angela Kolb (SPD)
will gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und weiteren
sexuellen Minderheiten im Land vorgehen. Das berichtet die in Halle
erscheinende Mitteldeutsche Zeitung (Dienstagausgabe). Im
Landeskabinett hat Kolb einen Aktionsplan vorgelegt, der ab 2016
greifen soll. Das Maßnahmenpaket, das eine größere Toleranz für die
Minderheiten schaffen soll, setzt bereits bei der Kindererziehung an:
Mit sogenannten Kita-Koffern sollen künftig Kinder im Vor- und
Grundschulalter spielerisch mit Rollenbildern, Geschlechtervielfalt
und verschiedenen Familienmodellen vertraut gemacht werden. „Wir
wollen für mehr Sensibilität sorgen“, sagte Kolb dem Blatt. Mit dem
Konzept der „Kita-Koffer“, die Kinderbücher und pädagogisches
Begleitmaterial enthalten, stützt sich Kolb auf Erfahrungen aus
Berlin und Rheinland-Pfalz. Dort gelte der Ansatz als „gelungenes
Beispiel“ für die Sensibilisierung für Geschlechtervielfalt, heißt es
in dem Papier, das die Zeitung zitiert. Kolbs Aktionsplan sieht auch
Schulungen des Kita- und Schulpersonals vor. Dreh- und Angelpunkt der
Kabinettsvorlage ist die anhaltend hohe Dunkelziffer von Gewalttaten
gegen Homosexuelle, Intersexuelle sowie Transsexuelle und Transgender
– letztere sind Menschen, die sich nicht mit ihrem natürlichen
Geschlecht identifizieren. „Nur ein geringer Teil der Beleidigungen,
Drohungen und Angriffe wird bei der Polizei bekannt“, sagte Kolb. So
sei die Kriminalitätsstatistik kaum aussagekräftig: Von 2007 bis 2014
registrierte die Polizei landesweit 19 Delikte, die sich gegen die
sexuelle Orientierung der Opfer richtete. Doch diese Zahl sei weit
weg von der Realität, heißt es beim Lesben- und Schwulenverband
Sachsen-Anhalt. „Richtig ist, dass die Opfer nur selten Anzeige
erstatten“, sagte Vorstandsmitglied Karsten Köpp der Zeitung. „Viele
Betroffene haben Angst, dass sie in ihrer Opferrolle nicht verstanden
und im schlimmsten Fall erneut diskriminiert werden.“ Der
Landesverband berät jährlich rund 40 Betroffene.
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Hartmut Augustin
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