Die Mutter der am 3. September 2008 auf der „Gorch
Fock“ über Bord gegangenen Jenny Böken, Marlis Böken, fordert nach
den neuesten Nachrichten von dem Segelschulschiff der Bundeswehr eine
Wiederaufnahme der Ermittlungen zum Todesfall ihrer Tochter. „Das hat
aufgeklärt zu werden“, sagte sie der in Halle erscheinenden
„Mitteldeutschen Zeitung“ (Freitag-Ausgabe) mit Blick auf den
Todesfall der 25-jährigen Sarah Lena Seele am 7. November 2010. „Und
ich frage mich natürlich, ob bei den Ermittlungen zum Todesfall
unserer Jenny nicht auch Druck ausgeübt und den Soldaten gesagt
worden ist: ,Ihr sagt nur das, was wir möchten.– Ich möchte, dass die
Ermittlungen im Fall Jenny nochmal aufgenommen werden. Es ist auf der
,Gorch Fock– noch nie einer über Bord gegangen. Und bei Windstärke
sieben bis acht liegt sie ruhig im Wasser.“ Böken fügte hinzu: „Von
den sechs Toten auf der ,Gorch Fock– in den letzten zwölf Jahren
hätten fünf nicht sein müssen. Vier sind aus der Takelage gestürzt.
Da darf jetzt nicht mehr der Deckel draufkommen.“ Sie zeigte sich
überdies überzeugt, dass die ebenfalls aus der Takelage gefallene
Sarah Lena Seele noch leben könnte, wenn sie angeleint gewesen wäre.
Marlis Böken betonte jedoch ebenso, „dass Admiral Axel Schimpf, der
Inspekteur der Marine, großen Respekt dafür verdient“ habe, „dass er
die Auszubildenden von der ,Gorch Fock– genommen hat, um die
Sicherheitsbestimmungen zu überprüfen. Es ist ihm ein
Herzensanliegen, Sicherheit vor Tradition gehen zu lassen. Die
Punkte, die ich eben angesprochen habe, konnte ich in einem
persönlichen Gespräch mit ihm diskutieren. Er hat meine Bedenken sehr
ernst genommen und ich habe volles Vertrauen, dass die Marine diese
schwere Aufgabe mit großem Verantwortungsbewusstsein lösen wird.“ Die
genauen Umstände des Todes der 18-jährigen Jenny Böken konnten bisher
nicht geklärt werden
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Hartmut Augustin
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