Der frühere afghanische Aufbau- und Handelsminister 
Amin Farhang hat die von der Bundesregierung geplanten Abschiebungen 
von Flüchtlingen nach Afghanistan kritisiert. „Ich bin völlig 
dagegen, dass man Afghanen zurück schickt“, sagte er der in Halle 
erscheinenden „Mitteldeutschen Zeitung“ (Dienstag-Ausgabe). „Das ist 
eine verkehrte Politik. Denn es bedeutet, dass man in Afghanistan die
Zahl der Binnenflüchtlinge erhöht.“ Diese Menschen müssten ihre 
Wohnorte verlassen und in andere Provinzen gehen. Dadurch hätten der 
Islamische Staat oder die Taliban dort umso leichteres Spiel. Farhang
fuhr fort: „Außerdem braucht Deutschland Arbeitskräfte. Sie haben 
eine positive Auswirkung auf den Arbeitsmarkt.“ Die 
migrationspolitische Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion, Luise 
Amtsberg, äußerte sich gegenüber der „Mitteldeutschen Zeitung“ 
ebenfalls kritisch. „Noch in der letzten Sitzungswoche hat die 
Bundesregierung den Auslandseinsatz der Bundeswehr in Afghanistan 
verlängert“, erklärte sie der Berliner Zeitung. „Der Plan des 
Innenministers, Afghanen wieder verstärkt abzuschieben, ist 
unverantwortlich und steht im krassen Gegensatz zur Sicherheitslage 
in Afghanistan, die sich täglich verschlechtert und immer mehr zivile
Opfer fordert.“ Amtsberg fügte hinzu: „Die Bundesregierung darf sich 
die Situation in Afghanistan nicht länger schönreden und muss der 
Realität ins Auge blicken. Afghanistan ist kein sicheres 
Herkunftsland.“ Das Bundesinnenministerium hatte zuvor auf am 6. 
November geänderte Herkunftsländerleitsätze des Bundesamtes für 
Migration und Flüchtlinge (BAMF) hingewiesen. Diese gehen davon aus, 
dass es nicht überall in Afghanistan gleich unsicher ist, sondern 
große regionale Unterschiede herrschen, so dass Abschiebungen in 
mutmaßlich sicherere Gegenden möglich sind. Innen-Staatssekretärin 
Emily Haber hatte zudem in der Antwort auf eine Kleine Anfrage der 
Linksfraktion mitgeteilt, die urbanen Zentren des Landes seien von 
der Regierung „ausreichend kontrollierbar“. Und zwei Drittel der 
Afghanen lebten dort. Bei Entscheidungen des BAMF werde deshalb 
künftig stärker „den Aspekten der innerstaatlichen Fluchtalternative 
im Herkunftsland unter Beachtung der Erreichbarkeit des Gebietes und 
der Existenzmöglichkeiten am Ausweichort Rechnung getragen“.
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