Die Absage einer Diskussionsrunde mit dem ehemaligen
Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin durch die Evangelische Kirche in
Sachsen-Anhalt zieht Kreise: Wie die in Halle erscheinende
Mitteldeutsche Zeitung (Dienstagausgabe) berichtet, hat der
renommierte Historiker Michael Wolffsohn einen für Mitte April im
Halberstädter Dom geplanten Vortrag gestrichen. Zugleich übte
Wolffsohn heftige Kritik an der Ausladung Sarrazins, schreibt das
Blatt.
Die Kirche hatte die Diskussion mit Sarrazin im Rahmen der
Gesprächsreihe „Halberstädter Abende“ in der vergangenen Woche
kurzfristig gestrichen, um zu verhindern, dass die rechtsextreme NPD
mit dem Auftritt Wahlkampf macht. Wolffsohn teilte daraufhin den
Veranstaltern, den beiden Pfarrern Harald Kunze und Hartmut Bartmuß,
mit, er werde auf seinen Vortrag in der Reihe verzichten. „Jetzt
rufen sogenannte Demokraten, offenbar auch ,von kirchlicher Seite–:
,Sarrazin raus!–, heißt es in einer Mail Wolffsohns an die Pfarrer,
die diese am Montag verbreiteten und aus der die Zeitung zitierte.
Weiter schreibt Wolffsohn: „Sie verstehen, dass ich mich als Demokrat
sowie Sohn und Enkel von ,Juden-raus—Opfern so einer politischen
Unkultur nicht aussetzen möchte.“ Wolffsohn wurde 1947 als Sohn
deutsch-jüdischer Emigranten in Tel Aviv geboren, seine Familie war
1939 vor den Nazis aus Deutschland geflohen.
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Hartmut Augustin
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