Mitteldeutsche Zeitung: Politik/Extremismus Kirche in Sachsen-Anhalt lädt Sarrazin wieder aus

Die Evangelische Kirche in Sachsen-Anhalt hat
kurzfristig eine Diskussionsrunde mit dem ehemaligen
Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin aus dem Programm gestrichen, um der
rechtsextremen NPD kein Podium zu bieten. „Wir wollten nicht, dass
die NPD die Veranstaltung als Wahlkampfhilfe für sich verbucht und
für sich ausschlachtet“, sagte Albrecht Steinhäuser, Beauftragter der
Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland (EKM) beim Land, der in
Halle erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Donnerstagausgabe).

Sarrazin sollte auf Einladung zweier Pfarrer am Donnerstagabend in
der Winterkirche des Halberstädter Doms über seine umstrittenen
Thesen zu Einwanderern und Demographie reden, die er in seinem Buch
„Deutschland schafft sich ab“ verbreitet. Die Rechtsextremisten
warben dafür auf ihrer Homepage, begrüßten Sarrazin als
„Wahlkampfhelfer“ und kündigten eine eigene Kundgebung vor dem Dom
an. Damit hätten sie die geplante Diskussionsrunde in einem nicht
mehr tolerierbaren Maße für ihre Zwecke instrumentalisiert,
kritisierte Landesbischöfin Ilse Junkermann. Eine EKM-Sprecherin
sagte dem Blatt, zudem seien auch Sarrazins Thesen kritisch zu
betrachten, sie hätten die Rechtsextremisten erst angezogen.
Junkermann intervenierte deshalb am Mittwochmorgen bei den beiden
Pfarrern Harald Kunze und Hartmut Bartmuß und bat darum, den Termin
abzusagen.

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Hartmut Augustin
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