Mitteldeutsche Zeitung: Rechte Szene Neonazi-Flugblätter in Gröbzig verunglimpfen Jugendliche als Linksextremisten

In Gröbzig (Anhalt-Bitterfeld) sind vermeintliche
Angehörige der linken Szene offenbar von Neonazis mit Gewalt bedroht
und denunziert worden. Das berichtet die in Halle erscheinende
Mitteldeutsche Zeitung (Freitag-Ausgabe). In dem 3 000-Einwohner-Ort
tauchten gestern Flugblätter mit Namen und Fotos von neun Menschen
auf, die als Linksextreme verunglimpft werden. Es handele sich, so
heißt es, um „zurzeit aktive gewaltbereite Mitglieder der
antifaschistischen Szene Köthen“.

Auf einem der Blätter, die in zwei verschiedenen Varianten
kursieren, werden die Betroffenen ohne Details zu nennen für
„Propagandadelikte, Sachbeschädigungen und Bedrohungen von
Andersdenkenden“ verantwortlich gemacht. Weiter heißt es:
„Aktivisten der Antifa werden ab jetzt spüren, dass sie nach ihren
Aktionen nicht mehr in ihre 4 Wende (Rechtschreibfehler vom Original
übernommen, die Red.) gehen und abschalten können, sondern mit
Operationen von Menschen rechnen müssen, die dies nicht länger
hinnehmen.“

„Das ist ganz klar ein Aufruf zur Gewalt“, sagte der
Rechtsextremismus-Experte Torsten Hahnel vom Verein „Miteinander“ der
Zeitung. Vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um den
Rechtsterrorismus müssten solche Drohungen sehr ernst genommen
werden. Hahnel hat keinen Zweifel daran, dass Rechtsextremisten
Urheber der Flugblätter sind. Darauf deute schon der Schriftzug
„Autonome Nationalisten“ auf einem der Blätter hin. Unterzeichnet
sind die Flugblätter mit „Gesicht zeigen gegen (Linke) Gewalt! – Eine
Initiative von Bürger(innen) der Region“. Die Verfasser missbrauchen
damit offenbar bewusst den Namen des Vereins „Gesicht zeigen“, der
sich seit Jahren bundesweit gegen rechte Gewalt und Rassismus
engagiert.

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Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200

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