Mitteldeutsche Zeitung: Sachsen-Anhalt/Politik Gewinn wird aufgefressen: Gutachten errechnet Kosten für Wolfs-Abwehr

Die Pflege von Streuobstwiesen, Magerrasen oder
Deichen durch Schafe wird durch die Rückkehr des Wolfes deutlich
teurer. Das wird jetzt erstmals durch ein unabhängiges Gutachten
belegt, wie die in Halle erscheinende Mitteldeutsche Zeitung
berichtet (Donnerstagsausgabe).

Das vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderte
Agrar-Beratungsinstitut KTBL hat in einer Studie detailliert die
Kosten und den Zeitaufwand erfasst, die durch den Einsatz von
Herdenschutzhunden, Eseln oder Schutzzäunen entstehen. Unter den 60
befragten Betrieben sind auch zehn aus Sachsen-Anhalt. Das Ergebnis:
Die von den Ländern geförderte Anschaffung von Schutzeinrichtungen
macht nur den geringsten Teil der Kosten aus. 85 bis 95 Prozent der
Ausgaben entstehen erst danach und bleiben an den Tierhaltern hängen.

Minutengenau erfasst und berechnet wurde etwa der Aufbau und das
Ausbessern von Schutzzäunen oder die Pflege von Schutzhunden.
Umgerechnet auf den Hektar würde sich die Schafhaltung in den meisten
Biotopen um Werte zwischen 150 und 300 Euro im Jahr verteuern. Das
könnte den Gewinn eines Schäfers vollständig auffressen. „Ein
typischer Schafzuchtbetrieb in Sachsen-Anhalt macht nur 250 Euro
Gewinn je Hektar, und davon muss der Halter noch seine Arbeitszeit
bezahlen“, sagt Hans-Jörg Rösler, Geschäftsführer beim
Landesschafzuchtverband. „Bei solchen Kosten für den Wolf gibt es
dann keinerlei Anreiz mehr, mit Schafen loszuziehen.“

Sachsen-Anhalts Umweltministerin Claudia Dalbert (Grüne) nennt die
Zahlen der KTBL „eine gute Grundlage“ zum Planen der weiteren
Förderung von Schäfern. Sie fordert zudem, dass die EU die Pflege von
Biotopen besser bezahlt. „Dafür wird Sachsen-Anhalt sich einsetzen“,
sagte sie der MZ.

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