Die geplante digitale Ausstattung der deutschen
Schulen sorgt für Streit innerhalb der CDU. Die neue
Bundesbildungsministerin Anja Karliczek fordert einen tiefgreifenden
Umbau der Bildungseinrichtungen. Der in Sachsen-Anhalt zuständige
Minister, ihr Parteifreund Marco Tullner, widerspricht ihr nun. „Die
Forderung nach einer radikalen Schulreform ist das falsche Signal.
Was die Schulen brauchen, ist Stabilität“, sagte Tullner der in Halle
erscheinenden Mitteldeutschen Zeitung (Dienstagausgabe).
Karliczek hatte in einem Interview mit der Wochenzeitung „Die
Zeit“ gefordert, die hergebrachten Fächer abzuschaffen. Für Tullner
schießt Karliczek damit weit über das Ziel hinaus. „Das hat mich ein
bisschen erschreckt“, sagte er. Höchstens über lange Zeiträume könne
man beurteilen, ob möglicherweise einzelne Fächer ihre Berechtigung
verloren hätten.
Beim Einsatz digitaler Medien im Unterricht warnt Tullner vor
überzogenen Erwartungen. Karliczek wirbt für den Einsatz von Filmen
oder Lernspielen. Aus Sicht der Ministerin sollten die Schüler dafür
eigene Tablets oder Handys mitbringen. „So gut wie alle haben heute
ein leistungsfähiges Smartphone, wenn nicht, wird es
Unterstützungsmöglichkeiten geben.“ Tullner warnt, mit der
Lebenswirklichkeit in Sachsen-Anhalt habe diese Vorstellung wenig zu
tun. „Davon auszugehen, dass jeder ein Gerät mitbringt, ist der
falsche Ansatz.“ Er sieht die Gefahr einer
Zwei-Klassen-Gesellschaft: Es gebe Schüler, die nicht mithalten
könnten. Das Ziel müsse daher die Ausstattung der Schulen mit
Endgeräten sein, sagte Tullner. Karliczek lehnt das ab. Sie werde
keinesfalls „flächendeckend Tablets über den Schulen abwerfen“.
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