Mitteldeutsche Zeitung: Streit um Kosten der Einheit Dresdner Forscher: Zwei Billionen Euro sind Luftnummer

Der Ökonom Joachim Ragnitz hat der jüngsten
Darstellung des Berliner Politikwissenschaftlers Klaus Schroeder
widersprochen, wonach die Wiedervereinigung zwei Billionen Euro
gekostet habe. „Die zwei Billionen Euro sind eine Luftnummer“, sagte
der Forscher von der Dresdener Niederlassung des Ifo-Instituts für
Wirtschaftsforschung der in Halle erscheinenden „Mitteldeutschen
Zeitung“ (Freitag-Ausgabe). „Wir kommen nur auf 1,6 Billionen Euro.
Und zwei Drittel davon sind Sozialleistungen, die mit den Kosten der
Einheit nicht wirklich etwas zu tun haben. Die Kosten der Einheit im
engeren Sinne belaufen sich auf 300 Milliarden Euro für den
Solidarpakt I und II, besondere Wirtschaftsförderung und die
Treuhandanstalt plus 290 Milliarden Euro für wachstumsorientierte
Ausgaben.“ Ragnitz, der auf Ostdeutschland spezialisiert ist, betonte
aber, dass weiterhin Hilfen gebraucht würden, so für Bildung,
Innovation und öffentliche Daseinsvorsorge. Ansonsten werde die
ökonomische Lücke zwischen Ost und West bestehen bleiben. Schroeder
hatte die Kosten der deutschen Einheit mit rund zwei Billionen Euro
netto angegeben und dafür viel Kritik eingesteckt. Sachsen-Anhalts
Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) bezeichnete die Aufrechnungen
im 25. Jahr der friedlichen Revolution als Zumutung. Zudem werde
dabei die gesamte Leistung des Ostens ignoriert. Auch habe die
Einheit dem Westen „Milliarden Euro an Wirtschaftswachstum gebracht“.
Die Ostbeauftragte der Bundesregierung, Iris Gleicke (SPD), sprach
von falschen und ärgerlichen Schätzungen, bei denen die Gegenrechnung
fehle.

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