Heißt es nun also für die Rebellen dieser Welt:
Böhmermann, geh– Du voran? Man sollte die Kirche im besser Dorf
lassen. Der Satiriker, der sich einer kleinen Fangemeinde erfreute
und ansonsten weitgehend unbekannt war, hat mit der Reaktion auf
seinen Erdogan-Schmäh plötzlich eine enorme Wahrnehmungsquote
bekommen, ja. Und er hat auch Solidarität verdient, weil die Kunst
und das politische Wort frei sind und es auch bleiben müssen. Aber es
lohnt sich schon, auf den Anlass zu blicken. Der ist nämlich einfach
nur geschmacklos. Böhmermann hatte bei seinem letztlich erfolgreichen
Versuch, die (allerdings abschätzbaren) Grenzen der Belastbarkeit von
Herrn Erdogan zu testen, dem türkischen Potentaten unter anderem Sex
mit Tieren unterstellt. Von intellektueller Höhe kann hier keine Rede
sein. Und das ist der Punkt: Niveaulosigkeit soll als Kritik
verkauft werden. In die Nähe von Chaplin und Heine gehört man damit
nicht.
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