Mitteldeutsche Zeitung: zu Gurlitt-Sammlung

Es beschäftigt uns immer noch, das NS-Erbe – gerade
auch in Sachen Kunst. Die Suche nach Bildern, die jüdischen Besitzern
geraubt oder abgepresst wurden, ist zwar im Gange, aber dass sie von
allen stets mit letztem Einsatz betrieben würde, kann man wohl nicht
behaupten. Hinzu kommt der Fall des inzwischen verstorbenen Cornelius
Gurlitt. Dessen von seinem Vater Hildebrand Gurlitt übernommene
Sammlung enthält auch Werke der „Entarteten Kunst“, die 1937 aus den
deutschen Museen beschlagnahmt und später größtenteils verkauft
wurden. Das Gesetz, mit dem dieses Unrecht nachträglich legitimiert
wurde, ist formal nie aufgehoben worden. Nun wird darüber diskutiert,
ob das Kunstmuseum Bern, dem Gurlitt sein Erbe vermachte, die Schätze
annehmen soll. Und darüber, was die frühere Verfassungsrichterin
Limbach vorschlug: Die „Entarte Kunst“ an die Museen zu geben,
denen sie einst gehörte. Das klingt gut, würde jedoch garantiert
für böses Blut in jenen Häusern sorgen, die solche Werke nach 1945
auf dem Kunstmarkt erwarben. Und private Besitzer werden sich erst
recht nicht trennen wollen. Was aber Gurlitts Erbe betrifft – in Bern
wäre es eigentlich ganz gut aufgehoben.

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Hartmut Augustin
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