Mitteldeutsche Zeitung: zu Helmut Kohl

Das Bild, das Kohl von sich schuf, erinnert an ein
Standbild – in Bronze gegossen, aufrecht, unverrückbar. Es zeigt den
Staatsmann, den Kanzler der Einheit, den Kraftlackel der Weltpolitik.
Die Person zeigt es nicht. Nicht Kohl, sondern einer seiner Söhne und
seine verstorbene Frau sind in den vergangenen Monaten aus dem Dunkel
getreten. Der Sohn hat eine Autobiographie geschrieben, über
Hannelore Kohl ist eine Biographie erschienen, die einfühlsam ihr
unglückliches Leben nachzuzeichnen versucht. Kohl protestiert gegen
die „öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung“ seines
Privatlebens. Aber um sein Leben geht es hier nicht. Seine Familie –
zumal seine Frau – musste, er wollte privat im Dunkel leben. Nun
tritt die Familie ins Licht und mit ihr Helmut Kohl als Person. Der
Betrachter ist bedrückt. Erstaunt ist er nicht.

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Hartmut Augustin
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