Das Landgericht hat über den Bürger Ulrich Hoeneß
geurteilt, aber zugleich den Heuchler gerichtet. Hoeneß hat sich
lange als Hüter der Wirtschafts- und Zahlungsmoral gebärdet, während
er den Staat um Millionen Steuern betrog, in Interviews verlangt,
„das Zocken“ zu verbieten, während er selbst mit Börsenwetten
Millionensummen gewann und verlor, und nach dem Ende der „irrwitzigen
Spekulationen“ gerufen, während ihm selbst keine Spekulation
irrwitzig genug sein konnte. Nicht nur seine Karriere als
erfolgreichster Fußballmanager ist zu Ende gegangen, vorbei ist es
auch mit seiner Rolle als vermeintliches Leit- und Vorbild. Ersteres
mag man bedauern, Hoeneß– Verschwinden aus der Öffentlichkeit
hingegen ist kein Verlust. Der Moralist und der Doppelmoralist sind –
wenn auch feindliche – Brüder. Das sollten die bedenken, die Hoeneß
jetzt im Namen der Moral zum Teufel wünschen. Es genügt vollkommen,
dass er ins Gefängnis muss.
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