Kulturstaatsministerin Monika Grütters hat Recht,
wenn sie von Kulturbarbarei spricht. Die CDU-Politikerin (und sie
nicht allein, wie man hoffen darf) empört sich über die Entscheidung
des Akademischen Senats der Hochschule, ein Gedicht Eugen Gomringers
an einer Fassade der Einrichtung übermalen zu lassen. Warum? Weil
Hochschulangehörige in einer unheiligen Hexenjagd Stimmung gegen die
Verse des hoch angesehenen Lyrikers gemacht hatten: Sie seien
sexistisch. Sind sie das? Man muss den Text langsam lesen, um zu
verstehen, was nicht zu verstehen ist: „Alleen und Blumen und
Frauen und ein Bewunderer“ hat Gomringer in wunderbarem Minimalismus
geschrieben, um die Schönheit zu feiern. Dies ist, will man den Fall
als exemplarisch ansehen, in Deutschland also künftig verboten. Weil
man sich einen Bewunderer offenbar als geilen Spanner vorstellen
soll. Vielleicht sogar als potenziellen Entblößer? Solche Fantasien
sind, mit Verlaub, krank. Wer sie in sich trägt, sollte besser zum
Arzt gehen. Und keinesfalls Macht über Kunst ausüben dürfen.
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