Mitteldeutsche Zeitung: zu Vatileaks

Feixen über den Intrigantenstadel am päpstlichen
Hofe – nichts ist leichter als das. Man kann die Affäre um
Dokumentenklau vom Schreibtisch des Papstes natürlich auch
weglamentieren und die Gemeinheit der Menschen bedauern, wie Benedikt
XVI. selbst es tut. Zur frommen Krisenbewältigung gehört es sodann,
die Krise spirituell zu überhöhen: „Unser Leben und unser
christlicher Weg sind häufig gekennzeichnet durch Schwierigkeiten,
Unverständnis und Leid“, sagt der Papst und gibt damit den Ton vor
für alle, die nun umso fester an seiner Seite stehen möchten: Der
Christ muss das Kreuz Christi tragen. Solche Selbstimmunisierung
verkennt, dass „Vatileaks“ ein Lehrstück ganz anderer Art ist: Statt
der vom Papst gepredigten „Entweltlichung“ bekäme der Kirche beherzte
Weltlichkeit weitaus besser.

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