Die Debatte über den Stand der Einheit war gestern
eine sehr einseitige Veranstaltung. Auf der Kabinettsbank saßen nur
zwei Minister. Und die waren ostdeutscher Herkunft. Kein einziger
Fraktionsvorsitzender hatte den Weg in den Sitzungssaal gefunden. Die
Redner kamen ausnahmslos (!) aus den neuen Ländern. Kurzum: Nachdem
die Einheitsdebatte zweimal verschoben worden war, fand sie gestern
unter Fernbleiben des Westens statt. Nun könnte man nach mildernden
Umständen suchen – wie etwa dem ganz banalen, dass Freitag war und
das Parlament mit den Gedanken schon im Wochenende. Die Wahrheit ist
eine andere. Der Westen will von der Einheit wenig wissen, weil er
sich nicht existenziell betroffen sieht – außer durch als lästig
empfundene Transfers. Die Ostler wissen das längst. Traurig ist es
trotzdem.
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