Mittelstand setzt auf weibliche Führungskräfte / Deloitte-Studie: 500.000 Flüchtlinge in Festanstellung bis 2022 / Fachkräftemangel bleibt Problem

Frauen in Führungspositionen sollten
heute eine Selbstverständlichkeit sein und sind es vielfach auch
bereits – vor allem im Mittelstand. Dort, wo eher noch traditionelle
Ansätze zu vermuten wären als bei großen, internationalen Konzernen,
werden Forderungen nach einem höheren Frauenanteil in
Unternehmensleitung und Aufsichtsrat bereits weitgehender erfüllt als
in der gesamten Breite der Unternehmen in Deutschland. Dabei zeigt
die Deloitte-Studie „Arbeitswelten 4.0 im Mittelstand“, dass eine
Korrelation von hohem Frauenanteil in Unternehmen bzw.
Führungsgremien und dem Erfolg der Firma besteht. Auf der Höhe der
Zeit geben sich die Mittelständler auch in puncto Beschäftigung von
Flüchtlingen und Sicherung von Fachkräften. Etwas differenzierter ist
das Bild hinsichtlich neuer, flexiblerer Arbeitsmodelle: Eine gewisse
Präsenz der Mitarbeiter am Arbeitsplatz wird beim Mittelstand zwar
gerne gesehen und als erfolgsförderlich bewertet, dennoch gewährt
mehr als die Hälfte der Mittelständler seinen Mitarbeitern Home
Office. Die deutsche Gesamtwirtschaft kommt hier nicht einmal auf ein
Drittel.

„In Zeiten digitaler Transformation, zunehmenden weltweiten
Wettbewerbs, Fachkräftemangel sowie weiterer Umbrüche steht auch der
Mittelstand unter starkem Veränderungsdruck. Wie reagieren
Mittelständler zum Beispiel auf Entwicklungen wie Workspace 4.0 und
eine ganz neue Führungskultur? Die Studie zeigt, dass Mittelständler
oft, aber nicht immer dem Ruf besonderer Flexibilität gerecht
werden“, erklärt Lutz Meyer, Partner und Leiter des
Mittelstandsprogramms bei Deloitte.

Mittelstand setzt stärker auf Frauen in Führungspositionen

Frauen in Führungsetagen sollten heute die Regel und nicht die
Ausnahme sein. Geht es um den Mittelstand, ist diese Forderung
weitgehend erfüllt. Bereits die Tatsache, dass die Studienteilnehmer
bei der Frage nach einer Diversity-Strategie eine solche nur zu einem
sehr geringen Anteil für Frauen vorhalten, lässt den Schluss zu: Hier
besteht subjektiv kaum noch Handlungsbedarf. De facto befinden sich
heute rund 18 Prozent Frauen in mittelständischen Führungspositionen,
wohingegen es bei Großunternehmen nur 8 Prozent sind. 85 Prozent der
Konzerne haben sogar ausschließlich männliche Führungsgremien.

Höherer Frauenanteil bei erfolgreichen Unternehmen

Die Studie unterscheidet innerhalb der untersuchten Mittelständler
zwischen erfolgreichen und weniger erfolgreichen Unternehmen. Hier
zeigt sich, dass erfolgreiche Unternehmen stärker auf Frauen setzen:
Sind die Zahlen für Vorstände noch gleich, so haben 19 Prozent der
erfolgreichen, aber nur 13 Prozent der weniger erfolgreichen Firmen
eine oder mehrere Frauen im Aufsichtsrat. Auch bei der Gesamtzahl der
Mitarbeiterinnen gibt es Unterschiede: In den erfolgreichen
Unternehmen arbeiten 41 Prozent, in den weniger erfolgreichen nur 34
Prozent Frauen.

Jetzt in Flüchtlinge investieren – trotz Problemen

Diversity und das Thema Mitarbeiterrekrutierung treffen an einem
weiteren Punkt zusammen: Der Mittelstand setzt stärker noch als
andere auf die Integration von Flüchtlingen in den Betriebsalltag.
Auf der einen Seite erhoffen sich die Arbeitgeber von den neuen
Mitarbeitern frische Impulse und mehr interkulturelle Kompetenz in
den Unternehmen, auf der anderen Seite sehen sie aber auch Probleme
wie die Sprachbarriere oder die Qualifikation.

„Viele Mittelständler sehen die Anstellung von Flüchtlingen als
Investition in die Zukunft. Die mittelständischen Unternehmen planen,
im Jahr 2022 bis zu 2,4 Prozent ihrer Stellen an Flüchtlinge zu
vergeben, was ca. 500.000 Stellen entspräche“, erläutert Prof. Dr.
Patrick Ulrich, Lehrstuhlinhaber für Unternehmensführung und
-kontrolle an der Hochschule Aalen.

Fachkräftemangel macht Sorgen

Mit der vermehrten Einstellung von Flüchtlingen wird ein weiteres
Thema adressiert, das den Mittelstand stark beschäftigt: der viel
diskutierte Fachkräftemangel. Er gehört zu den Herausforderungen, die
von den Befragten als besonders relevant angesehen werden (74
Prozent). Es gilt, rechtzeitig die benötigten Talente zu sichern,
wofür zum Beispiel neue Arbeitsmodelle oder „Arbeitswelten“ einen
wichtigen Beitrag leisten können, da sie die Attraktivität des
Unternehmens als Arbeitgeber deutlich steigern.

Zurückhaltung beim Thema mobile Arbeit

In Bezug auf flexible Arbeitsmodelle – oder „Workspace 4.0“ –
existieren klare Präferenzen. So wird das Thema Home Office
zurückhaltend gehandhabt, obwohl diese Arbeitsform insgesamt immer
noch öfter praktiziert wird als mobile, also ortsunabhängige Arbeit
mit permanentem Zugriff auf das Unternehmensnetzwerk. Tatsächlich
gibt es mobile Arbeit nur bei 41 Prozent, während bei 59 Prozent der
Studienteilnehmer ausgewählte Mitarbeiter auch von daheim arbeiten –
deutlich mehr als bei großen Konzernen, die eine Quote von rund 30
Prozent aufweisen. Gleichzeitig gibt es jedoch nur in 27 Prozent der
mittelständischen Unternehmen eine vertragliche Home Office Regelung.

„Angesichts der demografischen Entwicklung und des allgemeinen,
digitalisierungsbedingten Wandels in der Arbeitswelt steht der
Mittelstand unter Zugzwang. Gelingt es ihnen, neue Arbeitsformen mit
den traditionellen Stärken des Mittelstands zu verbinden, können sie
zu den Gewinnern der Entwicklung gehören“, fügt Markus Seiz, Director
bei Deloitte, hinzu.

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Isabel Milojevic
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