Für das am heutigen Dienstag beginnende
Raumordnungsverfahren für die Hinterlandanbindung zur festen
Fehmarnbeltquerung hat die Deutsche Bahn ihre Erwartungen für den
Bahngüterverkehr in den vorab versandten Unterlagen deutlich nach
unten korrigiert. Anstelle von 150 Güterzügen pro Tag, die ab 2018
von Hamburg nicht mehr über Flensburg, sondern über die geplante
feste Fehmarnbeltquerung nach Skandinavien laufen sollen, sind
plötzlich nur noch 76 prognostiziert.
Das Raumordnungsverfahren soll klären, ob angesichts der geplanten
sogenannten Ertüchtigung der Bestandsstraße zwischen Lübeck und
Puttgarden – mit der eine erhebliche Schädigung der touristischen
Infrastruktur durch 150 zusätzliche Güterzüge erwartet wird – teurere
Neutrassierungen und extra Lärmschutzmaßnahmen für besonders stark
betroffene Ortschaften notwendig werden.
„Durch die plötzlich stark abgeschwächten Zahlen wird das
Verfahren zur völligen Farce. Offensichtlich soll jetzt auf Kosten
der Anwohner am Lärmschutz gespart werden und doch nur wie geplant
die bestehende Trasse durch die Ostseebäder ausgebaut und somit das
eingespart werden, was das völlig überflüssige Projekt an bereits
bekannten Mehrkosten verursachen wird. Es ist dubios, dass 2009 eine
politische Zustimmung im Bundestag und Bundesrat mit hohen
Bahngüterverkehrsprognosen erkauft wurde, um diese jetzt im
Raumordnungsverfahren aus dem Nichts mal eben zu halbieren“, sagte
NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller.
Per Staatsvertrag hat sich die Bundesrepublik Deutschland
gegenüber Dänemark verpflichtet, ab 2018 die Bahnverbindung Bad
Schwartau – Puttgarden zu elektrifizieren und die A1 / E47 bis
Puttgarden vierstreifig auszubauen. Das auf 900 Millionen Euro
berechnete, vom Bundesrechnungshof jedoch auf 1,7 Milliarden Euro
geschätzte Vorhaben zur Hinterlandandbindung der Riesenbrücke ist für
die gesamte Bundesrepublik infrastrukturell völlig bedeutungslos. Aus
NABU-Sicht gehört das Großprojekt auf die Streichliste unsinniger
Verkehrsprojekte. „Mit Artikel 22 bietet der Staatsvertrag eine
Ausstiegsklausel. Diese muss angesichts der dramatischen Finanz- und
Wirtschaftskrise und der lächerlichen Bahngüterprognosen nun endlich
angewendet werden. Es kann nicht sein, dass in Zeiten knapper Kassen
aus diplomatischer Höflichkeit gegenüber Dänemark und als Geschenk an
die Kieler Landesregierung so ein ökologisch und ökonomisch riskantes
Milliarden-Projekt durchgezogen wird“, so Malte Siegert, zuständig
für das Thema feste Fehmarnbeltquerung beim NABU Bundesverband.
Im Internet zu finden unter www.NABU.de
Originaltext vom NABU
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