„nd.DerTag“: Say Their Names! Kommentar zur Berichterstattung über palästinensische Opfer im Gaza-Krieg

„nd.DerTag“: Say Their Names! Kommentar zur Berichterstattung über palästinensische Opfer im Gaza-Krieg
 

Als das Martyrium der 20 noch lebenden israelischen Geiseln endlich vorbei war, als die Hamas sie dem Roten Kreuz übergab, veröffentlichten viele deutsche Medien die Namen der Männer. Sie berichteten, wo sie verschleppt worden waren und was sie vorher gemacht hatten. Auch nachdem jetzt zwei weitere Leichname israelischer Staatsbürger übergeben wurden, erfuhren wir ihre Namen.

Wenn es aber um die rund 150 Palästinenser geht, deren sterbliche Überreste nun nach Gaza gebracht wurden, erfahren wir hier in Deutschland nichts über sie. Dabei waren mehr als 1700 der 2000 Freigelassenen an und nach jenem 7. Oktober willkürlich festgesetzt worden. Israelische Friedensgruppen wie Standing Together sind es, die sie zu Wort kommen lassen, nicht journalis­tische Plattformen. Dort erfahren wir, wer sie sind und wie sie gelitten haben. Und von den Toten, die jetzt in Gaza identifiziert werden, weisen viele Spuren von Folter auf. Vielen fehlen Glied­maßen, viele weisen Schusswunden auf. Die meisten wurden ohne Namen, nur mit einer Nummer zurückgegeben.

Auch der Name des ZDF-Mitarbeiters, der am Sonntag bei einem israelischen Luftangriff ums Leben kam, wird in den Berichten über den Vorfall nicht genannt. Er hat aber seit vielen Jahren für den deutschen Sender gearbeitet. Immerhin: Die Chefredakteurin nannte es „nicht hinnehmbar“, dass „Medienschaffende bei der Ausübung ihrer Arbeit angegriffen werden“. Eine bewusste Strate­gie dürfte die Anonymisierung nicht sein. Dennoch trägt man dadurch zur Dehumanisierung der Palästinenser bei. Sie erscheinen als eine im Zweifel gefährliche Masse, die letztlich ein legitimes Angriffsziel ist. Das sollten deutsche Medien nicht länger mitmachen.

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