Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan / Konflikte

Terrorismus im Morgengrauen

Der jüngste Sprengstoff-Anschlag auf die US-amerikanische
Hilfsorganisation Development Alternatives in Kundus gehört zur
Zermürbungstaktik der Taliban. Alle in Afghanistan präsenten
ausländischen Kräfte – Soldaten, Polizisten und Aufbauhelfer – sollen
getötet werden oder das Land verlassen, einheimische Zivilisten
selbst zu Fundamentalisten werden. Um dieses Ziel zu erreichen,
werden die Radikalen immer wieder auf Selbstmordkommandos setzen –
mal im Morgengrauen, mal am helllichten Tag. Hauptsache, die
Opferzahl steigt immer weiter und die Welt ist entsetzt.

Nur sehr schleppend haben die Regierungen um die internationale
Schutztruppe ISAF verinnerlicht, dass zahlenmäßig wahrnehmbare und
gut ausgebildete Polizisten die Bevölkerung wesentlich effektiver
schützen können als das Militär. Dass jetzt Wachleute im längst
gefährlichen Norden des Landes ums Leben kamen, darunter ein
Deutscher, wiegt politisch doppelt schwer. Denn sie verkörperten
einen richtigen Ansatz: Sie sicherten eine Einrichtung des zivilen
Wiederaufbaus, auch um das Vertrauen der Afghanen zurückzugewinnen.
Doch wie es scheint, steht die NATO-Mission am Hindukusch kürzer denn
je vor ihrem Scheitern. Angesichts fest verkündeter Abzugszeiträume
werden die Fanatiker erst recht bis zum letzten Mann kämpfen. Und die
Moral der Truppen sinkt.

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