Branche im Umbruch
Bei Air Berlin geht es um mehr als den Abtritt eines Unternehmers,
der in den vergangenen 20 Jahren einen spektakulären und
beeindruckenden Weg gegangen ist. Denn zuallererst verweist die Lage
darauf, dass der gesamte Markt im Umbruch ist. Andere Gesellschaften,
auch ausländische, auch größere, haben in letzter Zeit ebenfalls
Probleme gehabt. Sie gingen pleite, wurden verkauft oder legten
Sparprogramme auf.
Was sich bei Air Berlin abzeichnet, ist damit kein Einzelfall und
letztlich nur logisch. Das Fliegen ist nach allen gängigen Maßstäben
zu billig geworden. Die Unternehmen werden sich umstellen müssen, die
Flughafenbetreiber ebenso – und die gesamte Gesellschaft, die sich an
extreme Mobilität gewöhnt hat. Was der Autofahrer in Form von hohen
Spritpreisen und Umweltauflagen schon spürt, hat bei den Airlines
noch nicht einmal richtig begonnen. Die Luftverkehrssteuer, die Air
Berlin als wesentlichen Grund seiner Misere benennt, dürfte insofern
nur ein Vorgeschmack sein.
Freilich hat das Unternehmen auch einen eigenen Anteil an den
Problemen. An erster Stelle steht das aggressive Wachstum. Wer zu
lange nur auf den Umsatz blickt und die Rendite vernachlässigt, hat
in allen Branchen ein Problem und auch bei jeder Steuerlage. Ferner
konnte sich die Airline nie recht entscheiden zwischen globalem
Anspruch, Ferienfliegertum und einer Art europäischem Nahverkehr.
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