Neue OZ: Kommentar zu Arbeitsmarkt

Noch immer nicht kundennah

Im Glanz sinkender Arbeitslosenzahlen konnte sich bis kurz vor
ihrem Wechsel ins Verteidigungsressort die zuständige Ministerin
Ursula von der Leyen sonnen. Für ihre Nachfolgerin Andrea Nahles wird
das schwieriger, weil wachsende Wirtschaft und Erwerbstätigkeit die
Jobsucher-Zahl kaum noch nennenswert senken werden.

Amtliche Daten und tatsächliche Verhältnisse am Arbeitsmarkt
dürfen ohnehin nicht verwechselt werden. Lange wurden ältere
Arbeitslose aus der Statistik gestrichen. Auch das Projekt
Bürgerarbeit, das sich von der Leyen für Hartz-IV-Empfänger
ausgedacht hatte, drückte die Erwerbslosenzahl. Bis feststand, dass
kaum einer der so Beschäftigten danach einen regulären Job fand.

Das Eingeständnis von Bundesagentur-Chef Frank-Jürgen Weise, dass
auch innerhalb der Arbeitsverwaltung Zahlen geschönt wurden, macht
deutlich: Ein Dienstleister, der allein zum Wohl seiner Kunden (also
Unternehmen und Erwerbspersonen mit und ohne Beschäftigung) handelt,
ist die Bundesbehörde noch immer nicht. Jobvermittlern realitätsferne
Ziele vorzugeben und sie so zu Manipulationen zu verleiten spricht
eher für Vernachlässigung der Kundschaft. Nun sollen Probleme
bestimmter Regionen und Personengruppen bei der Stellen-Vermittlung
mehr berücksichtigt werden. Ein Jahrzehnt nach dem Start der Agenda
2010 und des Prinzips „Fordern und Fördern“ ist das eine reichlich
späte Einsicht.

Norbert Meyer

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